Am Mittwoch, 27.05.2015, hielt Herr Dr. de Maizière, einen sehr wichtigen Vortrag zu dem Thema
„Freiheit und Verantwortung für die Gesellschaft“
und wies darauf hin, dass der Bundesinnenminister für den Zusammenhalt der Gesellschaft verantwortlich sei. Da die „Freiheit etwas Anderes als Selbstverwirklichung“ sei, stellte er fünf Leitgedanken dazu vor, die mit vielen Beispielen erläutert wurden.
Begrüßung des Innenministers durch Rudolf Delius und Ortwin Goldbeck.
1. Sachkunde
Heute gebe es so viel Wissen, wie noch nie. Einerseits müsse die Politik informieren, andererseits sollten sich aber auch die Menschen selbstständig dafür interessieren, was in der Gesellschaft passiert und welche Gründe es dafür gibt (z. B. „Was geht mich ein Krieg in Syrien / im Irak an?“). Das Internet biete dafür eine Chance, sei aber auch eine Gefahr (viele Informationen, aber auch falsche Meldungen könnten sich verbreiten und werden zu „gefühlten“ Tatsachen). Manche pflegten nur eigene Vorurteile und informierten sich nicht ausreichend. Sich sachkundig zu machen sei natürlich oft mühsam, weil die Welt komplizierter geworden sei. Trotzdem seien hier Politik und Bürger gleichermaßen gefragt.
2. Kompromissbereitschaft
In der Politik seien Kompromisse notwendig, um die demokratische und politische Führung zu sichern. Man müsse in der Gemeinschaft oft auf eigene Vorteile verzichten und Unangenehmes in Kauf nehmen. Deswegen seien auch Kompromisse in der Politik oft umstritten. Das kenne jeder, nicht nur aus der Politik, sondern auch aus seinem eigenen Familienleben. Aber auch in einer Familie könne man ohne Kompromisse nicht gut zusammenleben. Kompromisse seien also erforderlich, um bei vielen schwierigen Themen zu Lösungen zu kommen und dabei den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sichern. „Wenn jeder nur an sich selbst denkt, dann fliegt eine Gesellschaft auseinander“, sagte Dr. de Maizière.
3. Respekt und Achtsamkeit
Dr. de Maizière sprach sich für ein achtsameren Umgang miteinander aus. Höflichkeit und Anstand gingen immer mehr verloren. Das gelte zum Beispiel für viele Kommentare und Diskussionen im Internet. Sowohl am Arbeitsplatz als auch in den Schulen müsse mehr aufeinander Acht gegeben werden. Die aktuelle Entwicklung sei besorgniserregend. Im letzten Jahr habe es so viele Angriffe auf die Polizei gegeben wie noch nie. Gleiches gelte für Mitarbeiter in Behörden und sogar für Rettungskräfte. Lehrerinnen und Lehrern müssten immer mehr Beleidigungen von pubertierenden Jugendlichen aushalten. Hier sei insgesamt mehr Achtsamkeit erforderlich.
4. Auseinandersetzung (und Streit)
Man müsse sich mit anderen auseinandersetzen, für seine Meinung kämpfen, den Anderen ernst nehmen und anschließend weitermachen. Zum Streit gehöre auch Versöhnung. In der Politik der frühen Bundesrepublik sei heftig gestritten worden. Die folgenden Entscheidungen seien aber auch vom Unterlegenen schließlich anerkannt worden. Streit beinhalte oft auch die Botschaft, dass einem am Gegenüber etwas liege. Deswegen seien Auseinandersetzung und Streit nicht etwas Schlechtes, sondern ein wichtiger Teil des Zusammenlebens.
5. Gemeinsame Identität
„Wir müssen die Frage beantworten, welches Volk wir sind und welches wir in der Welt sein wollen“, sagte Dr. de Maizière. Dazu gehöre mehr, als bei der Fußball-Weltmeisterschaft die deutsche Fahne zu heben. Die Veränderungen in der Welt dürften nicht außer Acht gelassen werden. Wir sollten die Fragen diskutieren, was unsere gemeinsame Gesellschaft bestimmt. „Einigkeit und Recht und Freiheit!“ – das sei wichtig für uns. Zu einer gemeinsamen Identität gehöre aber auch erlebte Geschichte und der Wille zu einer gemeinsamen Zukunft.
