Betriebserkundung bei der Fleischerei Wilhelm Kronsbein in Jöllenbeck
Im Rahmen der Schwerpunktsetzung auf die Erkundung handwerklicher Betriebe besuchte am 7.10.2010 eine nur kleine Gruppe von Lehrerinnen und Lehrern die Fleischerei Kronsbein in Jöllenbeck. Was insofern schade war, dass hier ein Arbeitsplatz sehr dezidiert beobachtet werden konnte.
Das über 100jährige Unternehmen wird in dritter Generation von Heinrich Kronsbein geführt, der seinen Beruf mit Leib und Seele ausübt, und dabei mit seiner Frau, die vor allem für den Partyservice und Verkauf zuständig ist, ein gutes Team bildet. Das besondere an dieser Fleischerei ist, dass dort alle Arbeitsgänge vom Schlachten bis zur Herstellung und dem Verkauf vor Ort durchlaufen werden. Geschlachtet werden nur Tiere aus der Region.
So konnten wir uns im 2006 errichteten Schafstall von den Schafen, die kurz vor der Schlachtung standen, noch verabschieden.
Vor frisch geschlachteten Schweinehälften erklärte Herr Kronsbein den Unterschied vom Schlachten im Großbetrieb zum Handwerksbetrieb.
Während im Großbetrieb ungelernte Kräfte in rasanter Geschwindigkeit auf einen Arbeitsgang spezialisiert seien, muss der Fleischer alle Tätigkeiten beherrschen und durchführen. Die EU-Vorschriften gelten auch für die kleinen Betriebe und machen ihnen durch den ständigen Zwang zur Dokumentation das Leben schwer und durch entsprechende Gebühren auch teuer.
Auch wenn viele Hilfsmittel die Arbeit des Fleischers unterstützen, ist es eine körperlich anstrengende und auch blutige Arbeit. Dazu kommen die Gerüche von den Tieren, aber auch von der Herstellung der Schinken, Würste usw..
Nach dem uns die unterschiedlichen Gerätschaften zur Weiterverarbeitung erklärt wurden, wurde uns in dem Verkaufsraum gezeigt, dass dieser Handwerksbetrieb auch im Marketing auf der Höhe der Zeit ist. Kleine Einkochgläser mit Rouladen, Gulasch usw. füllen die Regale für die Käufer, die gerne deutsche Küche essen, aber aus beruflichen Gründen keine Zeit zum Kochen haben oder es eben auch nicht mehr beherrschen. Verändert hat sich auch die Konsumentenstruktur dahingehend, dass mehr Männer den Einkauf tätigen. Da der kleine Betrieb in der Ortsmitte liegt, wird das Geschäft nicht nur wegen der guten Qualität, sondern auch als Kommunikationsmöglichkeit von den Käufern geschätzt.
Einen Auszubildenden gibt es derzeit nicht, lediglich eine Hilfskraft, die auf Grund fehlender sprachlicher Kompetenzen nicht ausbildungsfähig ist, aber seine Arbeit engagiert und qualifiziert ausfüllt. Praktikanten, die sich für den Beruf interessieren, sind gerne gesehen. Auch der Fleischer bietet vielfältige Karrierechancen z.B. als Einkäufer, in der Lebensmitteltechnik oder als Selbstständiger.
Auch der Handwerksbetrieb Kronsbein teilt mit vielen anderen Betrieben das Problem der Nachfolge. Alle Kinder sind in anderen Berufen tätig.
Es war insgesamt eine sehr gut gelungene Veranstaltung, die viele Impulse für die Arbeit in der Schule gegeben hat.
(Bericht und Fotos Annette Goldbecker-Minner, AK-Leiterin Realschule)