Am 15.11.2007 erhielt eine Gruppe von Lehrerinnen und Lehrern weiterbildender Schulen im Arbeitgeberverband Bielefeld eine Einführung in die Erdwärme durch Dipl. Ing. Olaf Wehmer von der Firma RTS Rohrnetz-Technik Schaumburg GmbH aus Bielefeld. Diese Veranstaltung war gleichzeitig der Schlusspunkt in der Lehrerfortbildungsreihe über “Erneuerbare Energien”.
Neben der Öbersicht über geologische Voraussetzungen für die Tiefenbohrung erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welchen Weg die Entscheidung für Erdwärme bis zur Installation einer Anlage nimmt.
Zuerst muss die Ermittlung des Wärmebedarfs und die Festlegung des Anlagentyps durch den Gas- und Wasserinstallateur erfolgen, danach ermittelt der Bohrunternehmer die Gesamtsondenlänge und legt die Bohrtiefe fest. Dieser Bohrunternehmer muss zugelassen und zertifiziert nach DVGW Arbeitsblatt W120 sein. Danach beantragt der Bauherr (Architekt oder Bauunternehmer) die Bohrung bei der Genehmigungsbehörde (Untere Wasserbehörde). Nach dieser Genehmigung kann erst die Bohrung erfolgen.
Es gibt unterschiedliche Bohrverfahren, die sich nach der geologischen Beschaffenheit des Bodens richten, aber auch nach dem Maschinenpark des Bohrunternehmers:
- Ramm-Bohrverfahren
- Schnecken-Bohrverfahren
- Öberlagerungs-Bohrverfahren
- Doppelkopf-Bohrverfahren
Bei letzterem wird mit einem Innen- und Außengestänge gearbeitet, die sich gegenläufig drehen. Es handelt sich dabei um das neuste und gleichzeitig auch wirtschaftlichste Verfahren.
Eingebaut wird in der Regel eine Doppel-U-Sonde, die aus PE 100 einem verrottungsfesten Material besteht.
Nach der Bohrung und dem Einbringen der Sonde wird das Bohrloch mit Dämmer verschlossen, auch hier müssen Dämmer und Verfahren von der Unteren Wasserbehörde genehmigt werden.
Hiernach übergibt das Bohrunternehmen an den Gas- und Wasser-Installateur, der jetzt das Anbringen der Sonde in den Haus-Wirtschafts-Raum (HWR) übernimmt.
Man rechnet in der Regel mit einem Kostenaufkommen von 2.000 €/kw-Heizleistung, so dass bei einem Einfamilienhaus mit einer Heizleistung von 8 kw Kosten von ca. 16.000 € anfallen würden.
Außerdem erfuhren die teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer, aber auch ein Schüler und eine Schülerin, dass folgende Berufe bei diesem Verfahren zur Nutzung von Erdwärme zum Einsatz kommen:
- der Brunnenbauer/in
- der Rohrleitungsbauer/in
- der Gas- und Wasserinstallateur/in
Es sind alles Ausbildungsberufe, die eine dreijährige Lehrzeit bei den beiden ersten und eine dreieinhalbjährige Lehrzeit bei dem letzten Beruf umfassen, eine Weiterbildung zum Meister oder auch ein Studium zum Ingenieur sind möglich. Der Beruf bietet gute Einstellungschancen und nach der Ausbildung in der Regel eine hohe Öbernahmequote.
Eine echte Herausforderung stellte am 03. Dezember 2007 die Baustellenerkundung dar, denn Kälte und Orkanböen bestimmten das Wetter und ließen die gefühlte Kälte niedriger als die reale erscheinen. Hier konnten einige Lehrer auf einer Baustellen in Bielefeld-Jöllenbeck am Ellerbusch erleben, wie eine Doppel-U-Sonde in das am Morgen zuvor im Doppelkopf-Bohrverfahren erstellte Bohrloch eingebracht wurde.
Dipl. Ing. Olaf Wehmer von der Firma RTS Rohrnetz-Technik Schaumburg GmbH, Bielefeld erläuterte den Vorgang vor Ort noch einmal und zeigte den Lehrern wie hierbei Erdreich und Wasser beim Verpressen des Bohrlochs in eine Mulde gedrückt werden und das Wasser zur Wiederverwendung abgepumpt wird.
Insgesamt gesehen waren beide Veranstaltungen zur “Geothermie” sehr anschaulich und sehr lehrreich, haben sie den Lehrerinnen und Lehrern doch einen Eindruck von der Gewinnung der Erdwärme für die Energienutzung im Hausbau vermitteln und die Lehrerfortbildungsreihe über Erneuerbare Energien sinnvoll abrunden können.